Fruchtfolgeflächen (FFF) sind die wertvollsten Landwirtschaftsflächen der Schweiz. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Ernährungssicherung in Zeiten von ungenügender Versorgung und dem Erhalt der natürlichen Ernährungsgrundlage sowie des Produktionspotenzials für die kommenden Generationen. Sie sind deshalb nach den bundes- und kantonalrechtlichen Vorgaben besonders geschützt und raumplanerisch zu sichern. Konkret ist der Kanton Luzern gemäss Sachplan Fruchtfolgeflächen 2020 (Sachplan 2020) verpflichtet, ein Kontingent von 27'500 Hektaren Fruchtfolgeflächen zu erhalten. Aktuell kann der Kanton Luzern sein Kontingent knapp erfüllen und verfügt über keine Reserven.
Ziel des Kantons Luzern ist es, das vorgeschriebene Kontingent zu sichern, um einerseits den Handlungsspielraum für eine Weiterentwicklung des Kantons zu bewahren und andererseits ausreichend Fruchtfolgeflächen als produktive Kulturlandfläche landwirtschaftlich nutzen zu können. Die Beanspruchung von Fruchtfolgeflächen muss daher hohe Anforderungen erfüllen und möglichst geringfügig ausfallen. Als Beanspruchung gelten die Einzonung von Landwirtschaftsland mit FFF-Qualität in die Bauzone, die Bebauung von Fruchtfolgeflächen ausserhalb der Bauzone und die bodenverändernde Nutzung mit Wegfall der FFF-Qualität ausserhalb der Bauzone, dies bei allen drei Vorgängen ab einer Fläche von 500 Quadratmetern. Ob eine Fruchtfolgefläche ausnahmsweise beansprucht werden darf, wird im Einzonungs- beziehungsweise Baubewilligungsverfahren geprüft – insbesondere anhand einer umfassenden Interessenabwägung.
Alle durch eine Beanspruchung wegfallenden Fruchtfolgeflächen müssen flächengleich mit neuen Fruchtfolgeflächen kompensiert werden. Als Kompensation gelten die Auszonung von Land mit FFF-Qualität aus der Bauzone in die Landwirtschaftszone sowie die bauliche Aufwertung von anthropogen degradierten Böden. In beiden Fällen ist ein Kompensationsprojekt nötig. Dieses ist bei einer Einzonung dem Gesuch zur Vorprüfung der Ortsplanungsrevision beziehungsweise bei einer Bebauung mit den üblichen Baugesuchsunterlagen bei der Gemeinde einzureichen (das Kompensationsprojekt ist verbindlicher Bestandteil der Ortsplanungsrevision bzw. des Baugesuchs). Das Kompensationsprojekt muss rechtlich und finanziell gesichert und die Ausführung gewährleistet sein. Für die Projektumsetzung ist bei Bebauungen der Bewilligungsinhaber und bei Einzonungen die Gemeinde verantwortlich.
Nimmt jemand eine Auszonung von Land mit FFF-Qualität oder eine Bodenaufwertung freiwillig auf Vorrat vor, kann die Vornahme dieser Kompensationsmassnahme durch die Dienststelle Raum und Wirtschaft (rawi) in Form eines Zertifikats bestätigt werden. Die Kompensationseignerin kann das Zertifikat anschliessend gegen finanzielle Abgeltung an Kompensationsverpflichtete veräussern.